Digitale Innovation im Föderalismus: KärntenGPT als Vorreiter in der Verwaltung

von Christian Inzko, Bernhard Turni, 26.03.2025

Der Einsatz von KärntenGPT: Chancen und Herausforderungen einer KI in der Verwaltung

Im Dezember 2024 setzte das Land Kärnten als erstes Bundesland Österreichs auf die Einführung einer eigenen Künstlichen Intelligenz (KI) namens KärntenGPT. KärntenGPT wurde entwickelt, um die Landesregierung, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie in weiterer Folge die Bürger:innen unseres Bundeslandes optimal zu unterstützen. Mit der Nutzung künstlicher Intelligenz in der Verwaltung setzt das Land Kärnten ein Zeichen für Innovation und Effizienz, ohne dabei den Schutz sensibler Daten, die Grundsätze der Verwaltungsführung und die rechtlichen Vorgaben aus den Augen zu verlieren.

Was kann KärntenGPT?

KärntenGPT kann Fragen über verschiedene Themen beantworten, von Allgemeinwissen bis hin zu spezifischen Bereichen wie Geschichte, Wissenschaft, Technologie und vieles mehr. Es kann Texte generieren, Texte aus verschiedenen Sprachen übersetzen, bei Rechtschreibung und Grammatik helfen sowie Vorschläge für die Verbesserung des Stils und der Klarheit eines Textes machen. Die Kärnten KI kann Texte zusammenfassen und damit die Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erleichtern.

Was kann KärntenGPT nicht?

Kärnten KI hat keine persönlichen Erfahrungen oder Emotionen wie Menschen. Sie kann also nicht aufgrund von Erfahrungen antworten oder Empathie zeigen. Lernfähigkeit: Die Kärnten KI kann zwar neue Daten lernen und sich anpassen, aber sie kann keine neuen Fähigkeiten entwickeln oder sich selbst verbessern. Sie besitzt kein bewusstes Wissen oder eine eigene Meinung. Ihre Antworten basieren auf den Daten, die ihr „trainiert“ wurden. Sie ersetzt keine fachlichen Entscheidungen eines Mitarbeiters oder Interessensabwägungen.

Positive Erfahrungen mit KärntenGPT

Ein Vorteil von KärntenGPT ist die Effizienzsteigerung bei der Bearbeitung komplexer Vorgänge. Insbesondere die Automatisierung der Dokumentenbearbeitung hat den Zeitaufwand reduziert. Mitarbeiter können nun innerhalb kürzester Zeit auf zusammengefasste, prägnante Informationen zugreifen. Dies erleichtert die Entscheidungsfindung und führt zu einer Entlastung der Verwaltungsmitarbeiter.

Dieses KI-System wird vollständig im Rechenzentrum des Landes gehostet (On Premise), wodurch die höchstmögliche Datensicherheit und kein Abfluss von Daten außerhalb der Landesserver gewährleistet ist. So setzt das Land Kärnten mit der Entscheidung, die KI lokal in Kärnten zu betreiben, auf Datenschutz und Datensicherheit.

Erfahrung in der Nutzung

Im Zeitraum vom 1. Dezember 2024 bis zum 10. März 2025 (14 Wochen) wurde das KärntenGPT-System intensiv genutzt. Während dieser Zeit haben sich insgesamt 967 Benutzer (nahezu ein Drittel der Landesbediensteten) angemeldet und arbeiteten mit dem System. Die Akzeptanz des Tools spiegelt sich in den Nutzungszahlen wider: Es wurden 4.462 Chatfenster gestartet. Darüber hinaus wurden während dieses Zeitraums 26.514 Prompts (Einzelanfragen) abgesetzt, was die umfangreiche Bandbreite der Anfragen und Themenbereiche, denen das System gerecht werden musste, unterstreicht. Ergänzend dazu wurden 927 Dokumente zur Analyse hochgeladen. Es ist zu erwarten, dass mit der Weiterentwicklung und dem Ausbau des Systems diese Zahlen weiterhin steigen werden.

Herausforderungen und Verbesserungspotentiale

Ein zentraler Punkt war der fortlaufende Aufwand, die KI mit aktuellen und relevanten Daten zu versorgen. Die KI musste regelmäßig mit neuen Informationen gefüttert werden, um sicherzustellen, dass sie immer auf dem neuesten Stand ist. Dieser kontinuierliche Pflegeaufwand war umfangreicher als ursprünglich angenommen.

Viele Mitarbeiter standen der neuen Technologie skeptisch gegenüber, da sie die KI als potenzielle Bedrohung für ihre Arbeitsplätze ansahen. Auch „pointierte“ mediale Berichte haben hierzu beigetragen. KI ist immer ein Tool, welches menschliche Arbeit nicht ersetzt, sondern ergänzt und unterstützt

Eine Herausforderung stellt die Qualität der von der KI gelieferten Ergebnisse. Die KI war besonders gut darin, präzise formulierte Anfragen zu beantworten, aber bei vagen oder mehrdeutigen Fragestellungen stieß das System schnell an seine Grenzen. Dies zeigte, dass der Erfolg von KärntenGPT stark davon abhängt, wie klar und präzise die Eingaben formuliert wurden. Um dem allen entgegenzuwirken, wurden Schulungsmaßnahmen durchgeführt. Es zeigte sich, dass neben der technischen Schulung, der Umgang mit den ethischen und sozialen Auswirkungen von KI auch berücksichtigt werden musste, um die Akzeptanz langfristig zu sichern.

Fazit und Ausblick

Die Einführung von KärntenGPT hat uns einen ersten Einblick ermöglicht, wie viel Potenzial in der Anwendung von Künstlicher Intelligenz in der öffentlichen Verwaltung steckt. Die positiven Erfahrungen sprechen für den Erfolg dieses Projektes. Es wurde deutlich, dass die Automatisierung bestimmter Prozesse nicht nur Zeit spart, sondern auch die Qualität der Arbeit sichern kann. Es bleibt spannend, wie sich die Technologie weiterentwickelt und wie sie langfristig in der öffentlichen Verwaltung implementiert werden kann.

Allerdings ist klargeworden, dass der Erfolg eines KI-Projektes nicht nur von der Technologie selbst abhängt. Entscheidender Faktor ist die kontinuierliche Schulung der Mitarbeiter:innen sowie das Mitnehmen im Prozess der Digitalisierung. Es wird weiterhin eine transparente Kommunikation über die Ziele und Möglichkeiten von KI in der Verwaltung notwendig sein, um die Akzeptanz und das Vertrauen der Mitarbeiter:innen zu erhalten. Schließlich hat die Erfahrung mit KärntenGPT gezeigt, dass technologische Innovationen im öffentlichen Sektor immer mit einer sorgfältigen Planung und einem proaktiven Umgang mit den auftretenden Herausforderungen und rechtlichen Voraussetzungen verbunden sein müssen.

Die Arbeit in der öffentlichen Verwaltung ist von Prozessen und vielfach auch standardisierten Abläufen geprägt. Diese mit technischer Untersetzung für die Mitarbeiter:innen innerhalb der rechtlichen Voraussetzungen einfacher zu machen und damit vor allem auch das Service der Verwaltung für die Bürgerinnen und Bürger zu stärken und schneller zu machen, steht eingebettet in die Digitalisierungsstrategie des Landes im Fokus der weiteren Entwicklung von Kärnten GPT.

Informationen zu Christian Inzko



Christian  InzkoChristian Inzko führt als CIO (Chief Information Officer) und CDO (Chief Digital Officer) die digitale Transformation der Kärntner Landesregierung. Mit seiner langjährigen Erfahrung in leitenden Positionen aus verschiedenen Unternehmen der Privatwirtschaft bringt er wertvolle Expertise ein, um die digitalen Prozesse und Strukturen der Landesverwaltung zukunftsfähig zu gestalten. Als verantwortlicher Leiter für die Digitalisierung trägt er maßgeblich dazu bei, die öffentliche Verwaltung in Kärnten effizienter, innovativer und bürgernäher zu machen.

christian.inzko@ktn.gv.at

Informationen zu Bernhard Turni



Bernhard TurniMag. Dr. Bernhard Turni ist Jurist und seit 2023 Büroleiter von Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser. In dieser Position unterstützt er den Landeshauptmann in rechtlichen Belangen, Verwaltungsführung und Verwaltungsinnovation, landesweiten Strategien, politischer Koordination sowie bei der Umsetzung von Projekten und arbeitet an der Umsetzung politischer Ziele mit. Seine Dissertation verfasste er zum Thema „Grenzen der parlamentarischen Interpellation“ an der Universität Graz bei Univ.-Prof. Mag. Dr. Klaus Poier und Univ.-Prof. Mag. Dr.iur. Dr.rer.soc.oec. Christoph Grabenwarter. Er ist Mitglied der Digitalisierungstaskforce des Landes Kärnten. In dieser Funktion arbeitet er an der Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Förderung der Digitalisierung in Kärnten mit.

bernhard.turni@ktn.gv.at

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